von meinem opa, wachhunden, hochzeitsdessous und dörrpflaumen
Ich sitze also in dem Wartezimmer der Praxis dieses Arztes. Im Hintergrund hört man diese penetrante Oldie-Schlager-Verschnitt-Musik. Als wären Schlager allein nicht schon schlimm genug gewesen, nein in dieser Praxis spielen sie auch noch viel schlechtere Coverversionen. Und ich kenne diese Schlager - Coverversionen, oh ich kenne Sie nur zu gut.
Damals als ich noch zur SChule ging, hat mein Opa mich immer vor der peinlichen Misere des "zu-spät-in-die-Schule-Kommens" gerettet. Ja, er hat mich hin gefahren ( in gefahren steckt übrigens das Wort "Gefahr"), leider war er wahrlich kein begnadeter Fahrer. Dem nicht genug - damals haben Oma und alle anderen vernünftigt denkenden Familienmitglieder ihm schon zu einem Hörgerät geraten. Aber mein Großvater war in seiner Jugend einer dieser gesetzlosen, wahnsinnig coolen Draufgänger, ja er war einer der mit roten Tüchern auf Fröschejagd ging - ein prädestinierter Jäger, Sammler und Kämpfer, solche Leute tragen keine Hörgeräte! Da er ja nun die Musik nicht hören konnte, beziehungsweise nur sporadisch, wurde einfach lauter aufgedreht- Opas fahrende Schlager - Coverversionen Disco!
Diese Musik ruft also ein Kindheitstrauma in mir hervor. In diesem harmlos weiß ausgemalten, sterilen aber dennoch freundlich wirkendem Wartezimmer bin ich erneut mit den Todenängsten meiner Kindheit konfrontiert und muss sie nochmal neu durchstehen. Ich erinnere mich an Kurven die niemand außer meinem Opa mit dem 4. Gang zu nehmen wagte, an Vorangschilder die es einfach nicht gab, ich erinnere mich an all die wüsten Beschmipfungen die anderen Verkehrsteilnehmern an den Kopf geworfen wurden - seine Lieblingsbeschimpfung war "oida schneebrunza" (mein opa war damals schon über 60).
.. und das alles ruft die Musik in diesem Wartezimmer hervor.
Der Arzt Ihres Vertrauens! Wie kann ich diesem Arzt jetzt noch mein Vertrauen schenken?
Gut jeder hat eine zweite Chance verdient, also auch der Arzt meines (jetzt nicht mehr 100 %igen) Vertrauens.
Ich sitze nun schon eine Stunde in diesem Wartezimmer, die Schweißausbrüche - bedingt durch das Kindheitstrauma - sind schon wieder abgeklungen, ich habe meine Ohren verschlossen, meine innere Ruhe gefunden und bin eins mit dem Raum.
Wider meiner Erwartungen sollte ich nervlich noch einmal auf eine harte Probe gestellt werden. Die Eingangstüre öffnet sich und herein kommen zwei Pärchen, nein, ein Pärchen und ein Paar. Mein erster Gedanke : Wie schafft es das Leben 4 so unterschiedliche Menschen in diese kleine Arztpraxis zu bekommen?
Kurz darauf überlege ich mir, dass es wahrscheinlich genauso schlimm gewesen wäre, wenn nur eines dieser Pärchen-Paare hier gewesen wäre.
Das Pärchen besteht aus einer Frau, Mitte 30 und einem Mann, ebenfalls Mitte 30. Nicht weiter ungewöhnlich wird sich manch einer denken. Ich finde die beiden geben ein perfektes Pärchen für eine kleine utopische, psychologisch angehauchte aber dennoch wissenschaftlich wahrscheinlich völlig inkorrekte Analyse ab.
Nennen wir die Frau Helga. Alle Helgas die ich kenne ,wirken auf mich alle irgendwie übermütterlich, furchtbar eifersüchtig, sie geben sich mit nichts zufrieden und wollen immer alles bis ins kleinste Detail genau wissen. Gut, nun also zu Helga (oder Gabi oder Susi). Helga war ausschließlich die Belgeitung ihres Partners -> erstes Indiz: Sie lässt Ihren Mann nicht alleine aus dem Haus, schließlich könnte der Arztbesuch auch ein Vorwand sein um sich mit einer Anna, Yvonne oder Ines zu treffen.
Die Arzthelferin bittet Helgas Lebensabschnittspartner, nennen wir Ihn Mario (die Erklärung für diesen Namen kommt noch), in ein kleines Zimmer zwecks Voruntersuchung. Mein psychologischer Blick richtet sich sofort auf Helga: Sie begleitet Mario, denn auch diese Arzthelferin könnte eine der oben genannten Frauen sein. Nebenbei sei zu bemerken , dass diese kleine Zimmer eine Galstüre hatte und das ganze Wartezimmer konnte Wachhund - Helga und Mario beobachten. Welche Schmach für den armen Kerl!
Nun zu Mario: Mario heißen für gewöhnlich Männer, die Wachhund - Helgas als Frau gewählt haben, aber dennoch nicht glücklich mit ihr sind. Sie mögen es nicht ständig kontrolliert zu werden und finden es absolut peinlich von diesen Wachhund - Helgas überall hin begleitet zu werden. Aber sie schätzen die äußerst ausgeprägte Hausfrauenseite dieser Wachhund - Helgas. Weil Männer ja ständig diesen "i will feel free" Drang haben, der bei Marios noch viel deutlicher ausgeprägt ist, betrügt dieser Mario seine Wachhund-Helga natürlich. Kurz nachdem Betrüger - Mario und Wachhund - Helga aus dem Voruntersuchungszimmer zurück kommen wird Betrüger - Mario vom Arzt aufgerufen. Wachhund - Helga eilt natürlich eifrig (wenn man genauer hinsieht könnte man meinen sie sabbert) hinterher.
Anscheinend bin ich nicht die Einzige in diesem Wartezimmer der das aufgefallen ist, denn kaum ist die Türe hinter den Dreien zu breitet sich schallendes Gelächter aus und alle Wartenden beginnen Witze über die beiden zu machen.
Plötzlich fällt mir dieses Paar von vorhin wieder auf. Die beiden sind schon etwas betagter. Er, nennen wir ihn Franz (Franz's sehen immer so konservativ und fast schon bäuerlich aus), wirft seiner Frau (oder war es sein ehemaliger bester Freund, der jetzt eine Frau ist) vorwurfsvolle und zügelnde Blicke zu. Seine Frau oder eben sein bester Freund gibt ohrenbetäubende Grunzlaute von sich.
Nachdem ich ihr Gesicht und ihre No-Future-Frisur begutachtet habe (sie hat weiße, abrasierte Haare mit langen lila gefärbten Stirnfransen) merke ich, während meine absolut nicht lüsternen Blicke ihren Körper hinunterwandern, dass es sich um eine Frau handeln muss. Sie trägt ihren um etliche Körbchengrößen zu kleinen Hochzeitsbüstenhalter. Eigentlich wollte ich den Körper vermeiden und aussschließlich Gesicht und Schuhe genauer betrachten. Ich finde nämlich, dass Gesichter und Schuhe schon sehr viel über einen Menschen aussagen. Sportliche schwarze Schuhe. Ich mag sportliche, schwarze Schuhe. Gut hiermit ist meine Schuh - Charakter - Theorie wiederlegt. Trotzdem hebt das Gesicht die Makellosigkeit der Schuhe mit einem Schlag wieder auf. Hätte sie einen Hund wäre es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ein Boxer oder eher noch ein Mops. Noch während meiner rein optischen Analyse beginnen die beiden ein Gespräch. Ich war überrascht! Bauer Franz wirkt rein optisch nicht 'mal annähernd gleichberechtigt. In lauten Tönen weißt er seine Frau zurück, sie möge doch endlich Ruhe geben. Ich persönlich glaube ja, dass er zu Hause keine Rechte hat und er für diverse öffentliche Auftritte Sonderrechte von ihr bekommt und die nutzt er natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit schamlos aus.
Mario und Helga kommen wieder aus dem Arztzimmer. Es scheint alles ok zu sein, ich erkenne es am Ausdruck ihrer Gesichter. Ich wünsche den beiden in Gedanken alles Gute, als sie den Raum verlassen.
Als nächstet bitte der Arzt einen kleinen vertrockneten Mann in sein Zimmer, den ich davor noch nicht entdeckt habe, Er hat auch eine Frau mitgebracht, die auch klein und vertrocknet wirkt, aber die weiß was sich gehört und trocknet artig im Wartezimmer vor sich hin.
Leider werde ich zur Voruntersuchung geholt. Abgelenkt durch die Seltsamkeit der Wartenden konnte ich mich leider nicht auf die Untersuchung vorbereiten weder seelisch, körperlich oder sonst irgendwie. Wahrscheinlich habe ich deshalb so schlecht bei dem Luftballon - Test abgeschnitten. Ja wahrscheinlich waren nur Betrüger - Mario, Wachhund - Helga, Bauer Franz und seine Frau und die beiden Dörrpflaumen schuld, dass ich so besorgniserregend schlecht abgeschnitten habe. Was wenn ich ein falsches Medikament bekommen habe? Nicht auszudenken...
Ihre
r.
Damals als ich noch zur SChule ging, hat mein Opa mich immer vor der peinlichen Misere des "zu-spät-in-die-Schule-Kommens" gerettet. Ja, er hat mich hin gefahren ( in gefahren steckt übrigens das Wort "Gefahr"), leider war er wahrlich kein begnadeter Fahrer. Dem nicht genug - damals haben Oma und alle anderen vernünftigt denkenden Familienmitglieder ihm schon zu einem Hörgerät geraten. Aber mein Großvater war in seiner Jugend einer dieser gesetzlosen, wahnsinnig coolen Draufgänger, ja er war einer der mit roten Tüchern auf Fröschejagd ging - ein prädestinierter Jäger, Sammler und Kämpfer, solche Leute tragen keine Hörgeräte! Da er ja nun die Musik nicht hören konnte, beziehungsweise nur sporadisch, wurde einfach lauter aufgedreht- Opas fahrende Schlager - Coverversionen Disco!
Diese Musik ruft also ein Kindheitstrauma in mir hervor. In diesem harmlos weiß ausgemalten, sterilen aber dennoch freundlich wirkendem Wartezimmer bin ich erneut mit den Todenängsten meiner Kindheit konfrontiert und muss sie nochmal neu durchstehen. Ich erinnere mich an Kurven die niemand außer meinem Opa mit dem 4. Gang zu nehmen wagte, an Vorangschilder die es einfach nicht gab, ich erinnere mich an all die wüsten Beschmipfungen die anderen Verkehrsteilnehmern an den Kopf geworfen wurden - seine Lieblingsbeschimpfung war "oida schneebrunza" (mein opa war damals schon über 60).
.. und das alles ruft die Musik in diesem Wartezimmer hervor.
Der Arzt Ihres Vertrauens! Wie kann ich diesem Arzt jetzt noch mein Vertrauen schenken?
Gut jeder hat eine zweite Chance verdient, also auch der Arzt meines (jetzt nicht mehr 100 %igen) Vertrauens.
Ich sitze nun schon eine Stunde in diesem Wartezimmer, die Schweißausbrüche - bedingt durch das Kindheitstrauma - sind schon wieder abgeklungen, ich habe meine Ohren verschlossen, meine innere Ruhe gefunden und bin eins mit dem Raum.
Wider meiner Erwartungen sollte ich nervlich noch einmal auf eine harte Probe gestellt werden. Die Eingangstüre öffnet sich und herein kommen zwei Pärchen, nein, ein Pärchen und ein Paar. Mein erster Gedanke : Wie schafft es das Leben 4 so unterschiedliche Menschen in diese kleine Arztpraxis zu bekommen?
Kurz darauf überlege ich mir, dass es wahrscheinlich genauso schlimm gewesen wäre, wenn nur eines dieser Pärchen-Paare hier gewesen wäre.
Das Pärchen besteht aus einer Frau, Mitte 30 und einem Mann, ebenfalls Mitte 30. Nicht weiter ungewöhnlich wird sich manch einer denken. Ich finde die beiden geben ein perfektes Pärchen für eine kleine utopische, psychologisch angehauchte aber dennoch wissenschaftlich wahrscheinlich völlig inkorrekte Analyse ab.
Nennen wir die Frau Helga. Alle Helgas die ich kenne ,wirken auf mich alle irgendwie übermütterlich, furchtbar eifersüchtig, sie geben sich mit nichts zufrieden und wollen immer alles bis ins kleinste Detail genau wissen. Gut, nun also zu Helga (oder Gabi oder Susi). Helga war ausschließlich die Belgeitung ihres Partners -> erstes Indiz: Sie lässt Ihren Mann nicht alleine aus dem Haus, schließlich könnte der Arztbesuch auch ein Vorwand sein um sich mit einer Anna, Yvonne oder Ines zu treffen.
Die Arzthelferin bittet Helgas Lebensabschnittspartner, nennen wir Ihn Mario (die Erklärung für diesen Namen kommt noch), in ein kleines Zimmer zwecks Voruntersuchung. Mein psychologischer Blick richtet sich sofort auf Helga: Sie begleitet Mario, denn auch diese Arzthelferin könnte eine der oben genannten Frauen sein. Nebenbei sei zu bemerken , dass diese kleine Zimmer eine Galstüre hatte und das ganze Wartezimmer konnte Wachhund - Helga und Mario beobachten. Welche Schmach für den armen Kerl!
Nun zu Mario: Mario heißen für gewöhnlich Männer, die Wachhund - Helgas als Frau gewählt haben, aber dennoch nicht glücklich mit ihr sind. Sie mögen es nicht ständig kontrolliert zu werden und finden es absolut peinlich von diesen Wachhund - Helgas überall hin begleitet zu werden. Aber sie schätzen die äußerst ausgeprägte Hausfrauenseite dieser Wachhund - Helgas. Weil Männer ja ständig diesen "i will feel free" Drang haben, der bei Marios noch viel deutlicher ausgeprägt ist, betrügt dieser Mario seine Wachhund-Helga natürlich. Kurz nachdem Betrüger - Mario und Wachhund - Helga aus dem Voruntersuchungszimmer zurück kommen wird Betrüger - Mario vom Arzt aufgerufen. Wachhund - Helga eilt natürlich eifrig (wenn man genauer hinsieht könnte man meinen sie sabbert) hinterher.
Anscheinend bin ich nicht die Einzige in diesem Wartezimmer der das aufgefallen ist, denn kaum ist die Türe hinter den Dreien zu breitet sich schallendes Gelächter aus und alle Wartenden beginnen Witze über die beiden zu machen.
Plötzlich fällt mir dieses Paar von vorhin wieder auf. Die beiden sind schon etwas betagter. Er, nennen wir ihn Franz (Franz's sehen immer so konservativ und fast schon bäuerlich aus), wirft seiner Frau (oder war es sein ehemaliger bester Freund, der jetzt eine Frau ist) vorwurfsvolle und zügelnde Blicke zu. Seine Frau oder eben sein bester Freund gibt ohrenbetäubende Grunzlaute von sich.
Nachdem ich ihr Gesicht und ihre No-Future-Frisur begutachtet habe (sie hat weiße, abrasierte Haare mit langen lila gefärbten Stirnfransen) merke ich, während meine absolut nicht lüsternen Blicke ihren Körper hinunterwandern, dass es sich um eine Frau handeln muss. Sie trägt ihren um etliche Körbchengrößen zu kleinen Hochzeitsbüstenhalter. Eigentlich wollte ich den Körper vermeiden und aussschließlich Gesicht und Schuhe genauer betrachten. Ich finde nämlich, dass Gesichter und Schuhe schon sehr viel über einen Menschen aussagen. Sportliche schwarze Schuhe. Ich mag sportliche, schwarze Schuhe. Gut hiermit ist meine Schuh - Charakter - Theorie wiederlegt. Trotzdem hebt das Gesicht die Makellosigkeit der Schuhe mit einem Schlag wieder auf. Hätte sie einen Hund wäre es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ein Boxer oder eher noch ein Mops. Noch während meiner rein optischen Analyse beginnen die beiden ein Gespräch. Ich war überrascht! Bauer Franz wirkt rein optisch nicht 'mal annähernd gleichberechtigt. In lauten Tönen weißt er seine Frau zurück, sie möge doch endlich Ruhe geben. Ich persönlich glaube ja, dass er zu Hause keine Rechte hat und er für diverse öffentliche Auftritte Sonderrechte von ihr bekommt und die nutzt er natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit schamlos aus.
Mario und Helga kommen wieder aus dem Arztzimmer. Es scheint alles ok zu sein, ich erkenne es am Ausdruck ihrer Gesichter. Ich wünsche den beiden in Gedanken alles Gute, als sie den Raum verlassen.
Als nächstet bitte der Arzt einen kleinen vertrockneten Mann in sein Zimmer, den ich davor noch nicht entdeckt habe, Er hat auch eine Frau mitgebracht, die auch klein und vertrocknet wirkt, aber die weiß was sich gehört und trocknet artig im Wartezimmer vor sich hin.
Leider werde ich zur Voruntersuchung geholt. Abgelenkt durch die Seltsamkeit der Wartenden konnte ich mich leider nicht auf die Untersuchung vorbereiten weder seelisch, körperlich oder sonst irgendwie. Wahrscheinlich habe ich deshalb so schlecht bei dem Luftballon - Test abgeschnitten. Ja wahrscheinlich waren nur Betrüger - Mario, Wachhund - Helga, Bauer Franz und seine Frau und die beiden Dörrpflaumen schuld, dass ich so besorgniserregend schlecht abgeschnitten habe. Was wenn ich ein falsches Medikament bekommen habe? Nicht auszudenken...
Ihre
r.
128minuten - 9. Apr, 21:58
der liebe onkel doktor....
.....meint ihr schuster k.