Bis vor kurzem habe ich immer gelaubt mein Tag kann nur gut werden wenn meine spaghetti am vortag al dente geworden sind.
Aber heute kam alles anders:
- 17 der 23 von mir angelachten menschen haben zurückgelacht
- ich habe endlich das mail bekommn auf das ich gewartet habe
- alle kundengespräche verliefen äußerst nett
- beim mittagssalat hab ich mein neues lieblingsdressing entdeckt
- es war warm
- obwohl ich verschlafen habe, hab ich den zug erwischt
- ich hab ein geschenk bekommen
und man stelle sich vor: am abend hab ich spaghetti gekocht und die wurden al dente...
128minuten - 18. Mai, 20:14
Oder weil man Schönheit doch detaillieren sollte
Sie sitzt gegenüber, die Frau mit der zinnoberroten Baskenmütze. Ihre Haare sind orange-rötlich (vermutlich gefärbt), man könnte ihre Haarfarbe auch mit dem orangen Twinnie vergleichen – vielleicht wäre gefrorenes Orange am treffendsten. Das Blau mit dem ihre Lider bepinselt sind schlägt sich etwas mit den terracottfarbenen Lippen. Schwarzes Leder bedeckt Ihren ausdrucksstarken, weiblichen Körper.
„oje oje“.
„Einen großen Braunen bitte“, bestellt sie. Mit in-der-Gegend-herumschauen vertreibt sie sich die Wartezeit (die Kellnerin lässt sich auch wirklich lange Zeit). Anni H. hat einen wundervollen Augenaufschlag und kann furchtbar lustig mit den Augen rollen. „oje oje“
Anscheinend wird Ihr heiß, denn sie öffnet ihre noble Lederjacke und präsentiert die Aufschrift auf ihrem T-Shirt. Drei mal der gleiche Schriftzug: Zagora – Passion – For ever and ever.
Der große Braune wird serviert. „Bringens ma bitte an Kandisin“. Die kleine chinesische Kellnerin bringt ein noch kleineres Päckchen in dem zwei kleine Süßstoftabletten sind. „oje oje“. Geschickt öffnet sie das Säckchen und wirft die Pulverchen in den Kaffee. Sie nimmt den Süßstoff aus folgendem Grund: Gibt man Zucker in den Kaffee, dann sinkt der Zucker. Kein Spektakel! „oje oje“. Süßstoff dagegen sinkt zwar auch kurzfristig ab, aber schon nach wenigen Sekunden schnellt er vom Grund der Tasse wieder hinauf und beginnt auf dem Kaffee zu tanzen.
Anni H. tanzt und zwar Flamenco. Passion for ever and ever.
Der Süßstoff ist aufgelöst, “oje oje“, sie spitzt ihre Lippen und nimmt einen Schluck Kaffee.
Hastig nimmt sie einen Stift und notiert in großen Ziffern ihre Telefonnummer auf Ihrer Einkaufstasche. Auf diese Weise fordert Sie andere Gleichgesinnte auf sich mit ihr in Verbindung zu setzen. „oje oje“. Sie war früher Kunstprofessorin, dass sagt Ihr Geschmack. Sie hat einen guten Geschmack – aufregend anders, dennoch dezent und nobel.
Anni H. beginnt auf dem silbernen Tischchen ihre Einkaufstasche zu leeren. Nebeneinander stellt sie ihre noch verpackten (wahrscheinlich eben gekauften) Parfumfläschchen der Reihe nach auf. „oje oje“ Es bereitet ihr sichtlich Genuss jedes einzelne Fläschchen aus der Verpackung zu nehmen und eine Duftprobe von jedem auf einer Stelle Ihres Körpers zu testen.
Sie liest die notierte Telefonnummer laut vor: „ ….. Jetzt kenn i mi gor nimma aus“.
Anni H. möchte gerne bezahlen. „oje oje“. Ordentlich bereitet Sie einen zehn Euro Schein vor. Sie spricht eine vorbeilaufendes Mädchen an: „Zahlen bitte… aso… sie san de foische“.
Die kleine chinesische Kellnerin hat sie bemerkt und kassiert.
Sie packt Ihre Parfumfläschchen wieder in die Tasche, knöpft ihre Jacke zu, verabschiedet sich mit ihrem wundervollen Augenaufschlag.
„total ausgeflippt“
Anni H. muss jetzt nach Hause um bekannt zu geben, dass die Tasten ihres Telefonapparates verrutscht sind. Außerdem ist Ihr Wecker zu leise.
r.
(dedicated to schuster k.)
128minuten - 18. Mai, 16:02